Neues Leitbild, oder nur ein Wunschbild?
Waterbölles-Kommentar
Zu seiner Sitzung am kommenden Donnerstag liegt dem Haupt-, Finanz- und Beteiligungsausschuss der Entwurf eines Leitbildes für das Bergische Städtedreieck vor. Verfasser ist Prof. Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch, Vorsitzender des Beirates der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. Die Verwaltung hat vorgeschlagen, dem Entwurf zuzustimmen „als Grundlage für die weitere Erarbeitung einer vertiefenden Leitbild-Agenda in den Gremien der Bergischen Gesellschaft“. Präzisiert werden soll das Leitbild im Rahmen einer gemeinsamen Klausurtagung von Beirat und Aufsichtsrat der Bergischen Gesellschaft, die für den am 13. Und 14. April terminiert ist.
Das neue Leitbild soll unterstreichen, was das Bergische Städtedreieck als Lebensraum und Wirtschaftsstandort attraktiv macht: seine Geschichte als Unternehmerregion, als Ort des technologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Aufbruchs. Zitat: „Diese Geschichte ist geprägt durch überragende Leistungen von Bürgerinnen und Bürgern der Region sowie eine reiche Ausstattung an menschlichen und umweltbezogenen Ressourcen. Hieraus wiederum ergeben sich exzellente Chancen auch für die künftige Entwicklung. Wir sind davon überzeugt, dass es sich lohnt, in weiter wachsender Gemeinsamkeit zwischen den Städten und mit ihrem Umland die Nutzung vorhandener Potenziale anzugehen, neuen Ideen Raum zu geben sowie sich dem Wettbewerb der Regionen mit Selbstbewusstsein zu stellen.“
Ein Leitbild ... ... ist eine schriftliche Erklärung einer Organisation über ihr Selbstverständnis und ihre Grundprinzipien. Es formuliert einen Zielzustand. Nach innen soll ein Leitbild Orientierung geben und somit handlungsleitend und motivierend für die Organisation als Ganzes sowie auf die einzelnen Mitglieder wirken. Nach außen soll es deutlich machen, wofür eine Organisation steht. Es ist eine Basis für die Corporate Identity einer Organisation. Ein Leitbild beschreibt die Mission und Vision einer Organisation sowie die angestrebte Organisationskultur und bildet den Rahmen für Strategien, Ziele und operatives Handeln. (nach Wiklipedia) |
Die Erfahrung zeige, dass ein Schlüssel zum Erfolg wechselseitiges Vertrauen, Wohlwollen und Interesse seien, heißt es weiter. Auf dieser Basis gehe es darum, den Austausch zwischen den Menschen zu intensivieren sowie zu bürgerschaftlichem Engagement, selbstständigen Handeln und Unternehmertum zu ermutigen. Es gehe darum, den Gestaltungswillen und die Gestaltungskraft möglichst Vieler zu stärken. „Wie frühere Generationen möchten wir die Zukunft selbst in die Hand nehmen, um auf diese Weise Wohlstand und soziale Teilhabe für alle zu ermöglichen – für eine lebens- und liebenswerte Heimat.“
Thema Wohnen: Das Wohnen in den drei Städten und ihrem Umland werde in zunehmendem Maße als besonders attraktiv empfunden. „Täler, wie etwa das romantische Morsbachtal, von Wäldern eingerahmte Talsperren wie die Sengbach- oder Wuppertalsperre und bewaldete Höhenzüge mit schönen Aussichtstürmen bilden eine wunderbar grüne Kulisse für all die Freizeitaktivitäten“.
Thema Unternehmer: Immer wieder habe sich im Bergischen Städtedreieck das Unternehmerische Bahn gebrochen und neue Problemlösungen für alle Bereiche der Gesellschaft kreiert. „Wir wollen darauf hinwirken, mehr regionale Gemeinsamkeit zu schaffen und die Synergiepotenziale vermehrter Kooperation zu aktivieren sowie die vorhandenen Stärken der Region noch sichtbarer und erlebbarer zu machen. Dazu sollen die Menschen in verschiedensten Kontexten zusammengebracht sowie ökonomische, kulturelle und soziale Kräfte gebündelt werden.“
Thema Zusammengehörigkeit. Erfolgreiches Engagement in der interkommunalen Zusammenarbeit sei erfahrungsgemäß auch davon abhängig, wie es gelingt, Merkmale und Symbole regionaler Zusammengehörigkeit zu identifizieren und erlebbar zu machen. „Daher lohnt sich der Einsatz für eine solche bergische Identität.“
Thema Tourismus. Image und Entwicklungschancen einer Region seien immer auch von ihrem Umgang mit Gästen und Touristen abhängig. „Wenn die Teilangebote zunehmend zu einem vereinten Kulturraum zusammenwachsen, ergeben sich lohnende Synergien, für einheimische Bürgerinnen und Bürger genauso wie für den Tourismusbereich. (...) Unbedingt anzustreben ist auch ein wechselseitiges Partizipieren mit benachbarten Teilräumen. (...) Nachbarregionen können u. a. von der Anbindung an unser wachsendes Fahrradnetz (z. B. Nordbahntrasse, Korkenziehertrasse) profitieren.“
Der Entwurf ist eine gute Arbeitsgrundlage. An empfehlenswerte Änderungen / Ergänzungen sollte es nicht mangeln. So scheint der Entwurf insgesamt etwas „wuppertal-lastig“ zu sein. Im geschichtlichen Rückblick und bei der Erwähnung von landschaftlich Reizvollen Talsperren fehlt ausgerechnet die Remscheider Talsperre, die erste Talsperre in Deutschland überhaupt. Und statt „beispielhaft“ für das wachsende Fahrradnetz Nordbahntrasse (Wuppertal) und Korkenziehertrasse (Solingen) zu erwähnen, hätte man auch gleich die Werkzeugtrasse und die Balkantrasse (Remscheid) mit aufzählen können.
Vor allem aber: „Erfolgreiches Engagement in der interkommunalen Zusammenarbeit“ bleibt so lange ein Wunschbild, bis das Oberzentrum Wuppertal seine Arroganz, die aus der großen Einwohnerzahl kommt, endlich ab- und den (juristischen) Streit um das DOC in Lennep beilegt.
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Bettina Stamm am :
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